Agrajo
Search
Agrajo
Haupt-Navigation
bjv landesjagdschulestock.adobe.com/dfaagaard

16.12.2019 Redaktion agrajo

Die BJV-Landesjagdschule

Herr Urbach, wie sind Sie persönlich zur Jagd gekommen? Beschreiben Sie uns bitte auch in ein paar Worten auch Ihren Werdegang zum Leiter der Landesjagdschule.

©BJV-Landesjagdschule

Nachdem bereits mein Vater Jäger war, bin ich seit früher Jugend jagdlich unterwegs und habe mich oft mehr in einem Privatforsthaus und im Revier herumgetrieben als Zuhause. Auf diese Weise habe ich das jagdliche Handwerk in einem Hochwildrevier von der Pike auf lernen können, ehe ich 1977 meinen Jagdschein gemacht habe. Ich bin mit Hunden groß geworden, bin Verbandsrichter im Hundewesen, Falkner und habe auch den Fischereischein.
Ich unterrichte seit rund 30 Jahren Jagdrecht, Waffenrecht und Waffentechnik und wurde vom Präsidenten des BJV 1999 gefragt, ob ich nicht Interesse hätte die Landesjagdschule zu übernehmen. Da die Jagd für mich schon immer viel mehr als ein Hobby war, habe ich zugesagt und wir haben inzwischen die größte Landesjagdschule mit dem breitesten Spektrum in Deutschland aufgebaut.

Wie ist die Landesjagdschule strukturiert und organisiert? Wo befinden sich die Standorte der Jagdschule?

Wir haben drei Standorte in Bayern. Einmal im Haus der Bayerischen Jäger in Feldkirchen bei München, in Wunsiedel, wo sich auch unser Lehr- und Forschungsrevier sowie unsere Niederwildstation befindet und in Amerdingen, wo wir unsere Schießkurse auf der Schießanlage Graf Stauffenberg abhalten. Außerdem halten wir an einigen externen Orten Kure ab, wenn es die Inhalte erfordern wie z.B. Weitschussseminare oder bestimmte Praxiskurse.

Welche Aufgaben hat die Landesjagdschule? Wofür ist die Landesjagdschule zuständig?

Unsere Hauptaufgabe ist die Fort- und Weiterbildung der Jägerschaft in allen Belangen der Jagd. Bei uns können auch wichtige Qualifikationen wie zum Beispiel die Ausbildung zur Kundigen Person, Trichinenpobenentnahme oder Berechtigung zur Ausübung der Fallenjagd erworben werden. Kurse zur Erlangung des Jagdscheines werden an der Landesjagdschule nur selten durchgeführt und sind auf einen definierten Personenkreis beschränkt. Allerdings finden Wiederholungskurse für Jägerprüflinge jeweils vor den Prüfungen statt.
Schwerpunkte unserer Arbeit liegen auch auf Versuchen im Lehrrevier, wie zu Beispiel Unfallvermeidung, Wildrettung, Test von Wildackermischungen, Zwischenfruchtmischungen, Konzepte zur Biotopverbesserung oder -vernetzung, Konzeption von Jagdstrategien und vielen anderen Themen.

Welche Art von Kursen oder Workshops bietet die Landesjagdschule an

Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Kurse zu nennen, da wir insgesamt rund 240 Einzelkurse veranstalten. Die Kurse reichen von Schießübungskursen, Hundeausbildung, Niederwildseminare, Zerwirkkurse, Wildbretverarbeitungskurse, Drückjagdseminare, Nachtsichttechnik, bis hin zum Wursten und Rächern von Wild.

©BJV Jagdschule

 
An wen richtet sich das Kursangebot in erster Linie? Muss ich Mitglied des Bayerischen Jagdverbandes e. V. sein, um einen Kurs der Landesjagdschule besuchen zu können? Bieten Sie auch Kurse für Nicht-Jäger an?

In erster Linie ist unser Kursangebot auf Jäger zugeschnitten, die sich weiterbilden oder ihr Wissen auf bestimmten Gebieten vertiefen wollen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.  Hierzu versuchen wir immer aktuell am Ball zu bleiben und die richtigen Referenten zu finden. Sei es im Bereich zeitgemäße Schwarzwildbejagung, Biberseminaren und vielen anderen Dingen. Gerade der Rückgang unseres Niederwildes, wie Hase, Fasan Rebhuhn und Kaninchen, liegt uns sehr am Herzen und wir versuchen, dem durch Lebensraumverbesserungsmaßnahmen und Auswilderung von Rebhühnern und Fasanen, die wir selbst züchten, entgegenzuwirken. Reviere, die von uns Tiere zur Auswilderung bekommen, müssen sich verpflichten eine entsprechende Prädatorenbejagung durchzuführen, geeignet Lebensräume zur Verfügung zu stellen und die Tiere mehrere Jahre nicht zu bejagen, um die Entwicklung verfolgen zu können. Außerdem verfügt die Landesjagdschule über eine Radiocäsium Messstation, wo die Jäger erlegte Sauen auf radioaktive Rückstände des Reaktorunfalles von Tschernobyl testen lassen. So wird sichergestellt, dass der Käufer von Wild einwandfreie Ware bekommt. Wir haben auch Kurse im Angebot, die für Nichtjäger geeignet sind, wie z.B. ein Kurs für die jagdlich interessierte Frau oder Welpenaufzucht und Frühprägung von Hunden oder Wildverarbeitungskurse.
Man muss nicht Mitglied im BJV sein, um unsere Lehrgänge zu besuchen. Die Teilnehmer kommen auch aus anderen Bundesländern, zum Teil sogar aus Österreich oder der Schweiz.

Finden die Kurse in ganz Bayern statt oder an festen Standorten? Wie kann ich mich bei Interesse für einen Kurs anmelden?

Die Kurse finden überwiegend – aber nicht alle – an unseren festen Standorten statt.
Ein Anmeldung ist jederzeit über unsere Homepage www.jagd-bayern.de oder telefonisch möglich.

Für wen eignet sich das Absolvieren eines Jagdscheines? Welche Voraussetzungen und Erfahrungen sollten Interessenten mitbringen?

Grundsätzlich für jeden, der sich gerne in der Natur bewegt und mehr darüber wissen will. Ich persönlich kenne einige Leute, die den Jagdschein gemacht haben, um zu wissen wie unsere Natur funktioniert und die erstaunt sind, was man alles plötzlich draußen sieht und erkennt. Nicht alle, die den Jagdschein gemacht haben, gehen auch tatsächlich zur Jagd. Voraussetzungen sind die persönliche Zuverlässigkeit und geistige und körperliche Eignung.

Das Thema Jagd wird in der Öffentlichkeit immer wieder kritisch gesehen und diskutiert. Warum ist die Jagd ihrer Meinung richtig und wichtig?

Mir ist durchaus bewusst, dass es viele Meinungen zur Jagd gibt und Personen, die das Töten von Tieren grundsätzlich ablehnen, ohne das nötige Hintergrundwissen zu haben. Wir leben nicht mehr in einer Naturlandschaft, wo sich alles selbst reguliert, sondern in einer von uns geschaffenen Kulturlandschaft, in der es in der Tierwelt Gewinner und Verlierer gibt.  Hier greift der Jäger regulierend ein und hat den gesetzlichen Auftrag die Wildbestände unserer Landschaft anzupassen. Außerdem ist es legitim unsere Wildbestände nachhaltig zu nutzen. Wildfleisch ist ein absolut hochwertiges Nahrungsmittel und unser Wild lebt sicher angenehmer als Rinder und Schweine in Massentierhaltung, die über weite Entfernungen in Schlachthöfe transportiert werden. In der Regel bekommt unser Wild den Schuss nicht mit, wenn es erlegt wird. Dass es, wie überall, auch unter den Jägern das ein oder andere schwarze Schaf gibt, dessen Ethik eher fragwürdig ist und dann die gesamte Jägerschaft in Verruf bringt, sei hier nicht verschwiegen.

Konnten wir Dein Interesse am Thema Jagd wecken?

Hier geht es zur Jagdschule, dort findest Du auch das aktuelle Kursprogramm.

Teilen per:

Facebook
LinkedIn
E-Mail
Twitter
Xing

Passende Blog-Artikel

Weiterbildung und Abschluss zur Fachkraft Agrarservice

Fachkraft Agrarservice: Einblicke in die spannende Ausbildung

Landtechnik, Pflanzenbau, Kundenberatung. Die Arbeit bei einem Lohnunternehmen ist vielseitig. Die Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice zielt genau darauf ab. Erfahre mehr über den spannenden Ausbildungsberuf!
Interviews
interview hauswirtschafterin

Interview einer Hauswirtschafterin: Mit der Weiterbildung zum Meistertitel

Maria Hartl ist gelernte Hauswirtschafterin und hat nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung die zweijährige Weiterbildung zur Meisterin der Hauswirtschaft angefangen. Erfahre mehr über die Weiterbildung und den Spagat zwischen Job und Weiterbildung!
Interviews
hauswirtschafterin

Was macht eine Hauswirtschafterin? Wir haben eine gefragt.

Elke Sommer hat sich nach ihrem FSJ in Peru für eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin entschieden. Lest hier, warum das die richtige Wahl war.
Interviews