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Einachsschlepper und Geräteträger©stock.adobe.com/captainT

12.02.2024 Redaktion agrajo

Einachsschlepper und Geräteträger: Das musst du über die vielseitigen Maschinen und den Umgang damit wissen

Wie entwickelte sich der Maschineneinsatz in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten? 

In vielen grünen Berufen läuft ohne die kraftvolle Unterstützung durch Verbrennungsmotoren schon seit Jahrzehnten nichts mehr – daran trägt nicht zuletzt die Personalfrage einen maßgeblichen Anteil.

Obwohl diesbezüglich der Traktor oder Schlepper mittlerweile ein sehr vielfältig genutztes Nonplusultra ist, so ist er dennoch nicht für jede Aufgabe gleichermaßen optimal – oder überhaupt tauglich. Ungefähr dort, wo Kleinst-Traktoren und Aufsitzmäher enden, hält sich seit den 1940er Jahren hartnäckig eine Gruppe von anderen Helfern. Und die zeigen, dass eine Achse manchmal mehr leisten kann als zwei oder mehr.

Was sind Einachsschlepper bzw. Geräteträger?

Prinzipiell handelt es sich bei beidem heutzutage um Dachbegriffe für Fahrzeuge nach einem weitgehend gleichen Prinzip. Stell dir am besten einen sehr kleinen Traktor mit nur einer Achse und zwei Rädern vor, bei dem hinter dem Motor Schluss ist und der über Griffholme ähnlich wie bei einer Motorhacke geführt wird. Das ist das Grundprinzip der Einachser. Fassen wir die wichtigsten Fakten einmal zusammen:

  • Heute meistens Viertaktmotoren, die mit Diesel oder Benzin betrieben werden.
  • Leistungen bis ungefähr 18 kW / 25 PS.
  • Meist zumindest mit Heckzapfwelle versehen. In dem Fall typischerweise mit drehbarem Holm, um Front-Anbaugeräte nutzen zu können.
  • Besonders im High-End-Bereich zusätzlich mit Hydraulik versehen, um noch mehr Dinge antreiben zu können.

Das heißt, man hat hier ein Grundgerät, das bis auf wenige Ausnahmen (je nach angehängtem Werkzeug) von einem hinterherlaufenden Bediener geführt wird. Einzig, wenn beispielsweise ein Anhänger oder ein Pflug mit Sitz und Stützrad montiert wird, kann der motorisierte Helfer aufsitzend gefahren werden.

Mittlerweile verschwimmen bei den Fahrzeugen auch die einstmals recht festen Unterschiede zwischen Einachsschlepper und ebenso einachsigem Balkenmäher. Letztere sind unter anderem bei der Bewirtschaftung steiler Almwiesen die vielfach einzige Wahl, sind aber längst nicht mehr nur auf das Mähen beschränkt, sondern können ebenso mit vielfältigsten Anbaugeräten bestückt werden

Vielfach spricht man deshalb heute vom (Motor-)Geräteträger als Dachbegriff, der all diese einachsigen Fahrzeuge zusammenfasst – mitunter nur ein wenig mehr in Richtung Mahd oder Landschaftsbearbeitung hin optimiert. 

Landwirtschaftsmaschinen: Der moderne Einachser
©stock.adobe.com/Eléonore_H

Sind Geräteträger unsicherer als herkömmliche Schlepper?

Früher ja, heute ganz klares nein. Einstmals waren diese Geräte vor allem bei der Rückwärtsfahrt mit hinten hängenden, angetriebenen Werkzeugen (prominent etwa Fräskästen) äußerst gefährlich – da gab es mehrere schwere und schwerste Unfälle, wenn Bediener stolperten und hinfielen und dann durch die weiterlaufende Maschine überrollt wurden.

Doch bereits seit den 1970ern existieren umfangreiche Vorschriften, die solche Unfälle unwahrscheinlich machen. Grundsätzlich wirst du hierbei sehr umfassende Kennzeichnungen vorfinden – so, wie bei allen anderen Maschinen in den grünen Berufen. Dann gibt es umfangreiche Leitlinien der Berufsgenossenschaften bzw. der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). 

Als ein Beispiel von vielen: Ähnlich wie bei handgeführten Mähern oder Motorhacken muss es an den Geräteträgern zwingend eine Vorrichtung geben, die vom Bediener dauernd betätigt werden muss, damit sich das Gefährt bzw. der Maschinenantrieb (etwa die Zapfwelle) in Bewegung setzt. Lässt er los, egal warum, bleibt der Antrieb sofort stehen. Ebenfalls sind beispielsweise oft schnellere Gangstufen des Getriebes automatisch gesperrt, wenn der Holm herumgedreht wird. 

Das Einzige, was du wirklich beim gehenden Betrieb beachten musst, sind deine Füße und unteren Beinpartien. Sie können durch die Art der Bedienung leichter überrollt werden, oder beispielsweise in eine gezogene Fräse geraten, als bei einem Schlepper. Und ebenso stößt man sich bei Pflügen und ähnlichem Gerät ziemlich fix die Schienbeine, wenn man zu unbedacht agiert. 

Bedeutet: Du musst bei der Benutzung von einachsigen Geräteträgern ebenso konzentriert sein wie bei anderen Maschinen. Gefährlicher sind sie jedoch keinesfalls.


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Warum setzt man Geräteträger überhaupt ein?

Um diese Frage zu beantworten, muss man ein wenig ausholen und auf die Geschichte, vor allem der Einachsschlepper, eingehen. Diese Maschinen kamen in den 1930ern auf. Also zu einer Zeit, in der der zweiachsige Schlepper längst schon Fuß gefasst hatte. Wirklich große Verbreitung erfuhren diese Fahrzeuge jedoch erst ab den späten 1940er Jahren – und das längst nicht in allen Ländern, sondern ziemlich stark auf (West-) Deutschland und angrenzende europäische Nationen fokussiert.

Der Grund, warum damalige Modelle sich rasch durchsetzten, war ihr leistungsmäßiger und preislicher Fokus. Bereits damals waren sie für kleinbäuerliche Betriebe, Plantagen, Gärtnereien und ähnliche Anwendungen prädestiniert. Einstmals wie heute lagen die Vorteile auf der Hand:

  1. Große Vielfalt von Einsatzmöglichkeiten durch die immer vielfältiger werdenden Maschinen. Mitte des 20. Jahrhunderts spielte es dabei eine nicht zu verachtende Rolle, Werkzeuge, die zuvor für den Zug durch Tiere gedacht waren, ohne große Umrüstung weiternutzen zu können – nicht nur für kostenbewusste Landwirte ein sehr schlagkräftiges Argument.
  2. Ein im Vergleich mit Vierrad-Schleppern sehr günstiger Preis. Selbst ein heutiges Profigerät wie das Modell 3400 des deutschen Herstellers Agria ruft als Grundpreis weniger als 10.000 Euro auf. 
  3. Geringer Kraftstoffverbrauch, leichtere Wartung und Reparatur und dadurch ebenfalls niedrigere Unterhaltskosten.
  4. Geringe allgemeine Gerätegröße. Selbst sehr große moderne Geräteträger erreichen allerhöchstens die Abmessungen kleinster Traktoren – sind aber im Gegensatz zu diesen mit einem weiteren Vorteil versehen:
  5. Enorme Wendigkeit durch die Möglichkeit, praktisch auf der Stelle zu wenden. Dadurch lässt es sich damit an Orten arbeiten, die unmöglich mit einem Schlepper zu erreichen sind. Gerade Gartenbauer, die (auch) private Hausgärten gestalten, wissen das heute extrem zu schätzen.
  6. Geringes allgemeines Gewicht in Verbindung mit einem je nach Reifenformat sehr geringen Bodendruck. Das ist heute, wo Bodenschonung so extrem wichtig geworden ist (nicht nur in der Landwirtschaft), ein äußerst „leichtgewichtiger“ Faktor.

Ein solcher Einachser ist beispielsweise das perfekte Gerät, um in einer Großgärtnerei regelmäßig in den Gewächshäusern zu pflügen. Und, wie schon angeschnitten, als Balkenmäher oder Mulcher ist er aufgrund des niedrigen Schwerpunktes in Steillagen die oftmals einzige Option, um hier überhaupt wirtschaften zu können – wo ein herkömmlicher Schlepper längst umkippen würde. 

Es ist sicherlich kein Gerät, mit dem man ein Dutzend Hektar Acker an einem Tag umpflügt. Ebenfalls ist das Gewicht meist zu gering, um es mit wirklich schweren Böden aufzunehmen. Und selbst wenn es auf YouTube manche anderslautenden Videos gibt, ist ein Einachser auch kein sonderlich gutes Werkzeug, um im Wald Holz zu rücken. 
Es sind vielmehr kompakte, wendige Spezialmaschinen, die durch die Vielzahl möglicher Werkzeuge sehr viele Nischen besetzen, die normale Schlepper aufgrund von Größe und mangelnder Wendigkeit nicht bedienen können. 

Die Vorteile des niedrigen Schwerpunkt bei einachsige Geräteträger
©stock.adobe.com/Hans-und-Christa-Ede

Darf man mit den Maschinen auf öffentlichen Straßen fahren?

Früher waren Einachstraktoren mit Hänger nicht zuletzt deshalb in kleinbäuerlichen Betrieben so beliebt, weil sie ohne reguläre Zulassung auf der Straße fahren durften. Es genügte eine allgemeine Betriebserlaubnis und das übliche Schild „ 20km“.

Heute sieht das vollkommen anders aus. Ganz grob kannst du dich an folgendem orientieren:

  • Wenn das Fahrzeug zu einem lof-Betrieb gehört UND zu lof-Zwecken unterwegs ist, dann ist es zulassungsfrei.
  • Außerhalb hiervon (und ganz gleich, was dir andere vielleicht erzählen wollen), muss ein auf der Straße fahrender, nicht nur an den Holmen geführter, Einachser IMMER herkömmlich mit schwarzem Kennzeichen und TÜV-Abnahme zugelassen sein.

Für deine berufliche Praxis wird das allerdings alles nur graue Theorie sein. Denn wo die alten Einachser bis in die 1970er mit Hänger tatsächlich noch sinnvolle Straßengeschwindigkeiten bis zirka 20 km/h erreichen konnten, sind fast alle heutigen Geräte (Ausnahmen bestätigen die Regel) auf 6 km/h gedrosselt. Sie zu fahren ist daher im Arbeitsalltag eher unwahrscheinlich – deutlich häufiger werden sie, sofern sie nicht immer am selben Ort genutzt werden, auf Anhänger oder Pickup-Pritsche verfrachtet werden. Das ist ungleich wirtschaftlicher.


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