Arbeitnehmer klammert sich an seinen aktuellen Job
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04.09.2025
Antonia Gabarda-Crespo

Job Hugging: Der schmale Grad zwischen Zukunftssicherheit und Karrierebremse

Was steckt hinter dem neuen Trend "Job Hugging"?

In den vergangenen Jahren dominierte der Trend "Job Hopping" den Arbeitsmarkt, sprich der rasche Wechsel von Arbeitgeber zu Arbeitgeber. Demnach war es für Arbeitgeber keine leichte Aufgabe Mitarbeiter langfristig zu halten. Inzwischen jedoch zeigt sich ein Gegentrend, der des "Job Hugging". Anstelle, dass die Arbeitnehmer weiterziehen bleiben sie und klammern sich regelrecht an ihre Arbeitsstelle. Doch was steckt wirklich dahinter und welche Rolle spielt es für die Gesellschaft?

Die Ursache für diesen Trend liegt nicht unbedingt an der Vielzahl der positiven Aspekte und Benefits beim jetzigen Arbeitgeber, vielmehr ist es die Sorge und teilweise auch Angst vor der aktuellen unsicheren Wirtschaftslage. Wenn jemand also trotz Unzufriedenheit bei seinem Arbeitgeber bleibt, fehlen einerseits oft attraktive Alternativen, andererseits erscheint der Sprung in einen unbekannten Job riskanter als den ungeliebten Status quo zu akzeptieren. In einem durch Krisen geschwächten Arbeitsmarkt und durch den zunehmenden Einfluss der KI werden nicht nur viele Jobs gestrichen, sondern der Wachstum neuer Stellen stagniert zudem. Infolgedessen überlegt man sich lieber zweimal, ob man den Job wechseln möchte. 

Die Folgen von Job Hugging

Bleiben Menschen zu lange in einem Job, der sie unglücklich macht, kann daraus „Quiet Cracking“ entstehen. Ein Begriff der sehr eng einher geht mit dem des "Job Huggings". Dabei nimmt die innere Distanz zur Arbeit schleichend zu, während nach außen der Eindruck entsteht, alles sei in Ordnung. Die Konsequenzen dieses Phänomens sind schwerwiegend. Wir sprechen von: 

  • Produktivitätsverlust
  • fehlende Innovation
  • sinkende Mitarbeiterzufriedenheit
  • beide Seiten verlieren langfristig (Arbeitgeber und Arbeitnehmer)

Damit wird die Kluft zwischen der äußeren funktionierenden Fassade und innerer Gefühlswelt immer größer. Geringere Mitarbeiterfluktuationen wirken auf den Arbeitgeber zunächst eventuell attraktiv, denn so können Unternehmen Talente fördern und langfristig binden. 

Doch der Trend hat auch seine Schattenseiten. Wer aus Angst vor einem Jobwechsel im Unternehmen bleibt, riskiert berufliche und finanzielle Stagnation, da Gehaltssprünge oft mit neuen Aufgaben und erworbenen Fähigkeiten einhergehen. Für Firmen kann die fehlende Dynamik zu Innovationshemmnissen, einer stark ausgeprägten Bequemlichkeit im Team und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung führen, während Nachwuchskräfte seltener Einstiegsmöglichkeiten finden. Unter dem Verharren in bestehende Jobs hat unteranderem auch die Wirtschaft zu leiden. Bleiben Fachkräfte in ihren Jobs, geht wertvoller Wissenstransfer zwischen Unternehmen verloren, Innovationen nehmen ab und die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft sinkt. Besonders in Deutschland, wo Fachkräftemangel herrscht, führt dies zu einem paradoxen Zustand. Offene Stellen existieren, doch qualifizierte Mitarbeitende bleiben in Positionen, die ihr Potenzial nicht nutzen. Für Firmen bedeutet das eine doppelte Aufgabe, denn sie müssen sowohl festgefahrene Mitarbeitende motivieren als auch neue Talente gewinnen.  

Job Hopping und Job Hugging im Vergleich

Wann lohnt es sich, im Job zu bleiben?

Gute Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten z.B. dein Unternehmen investiert in Schulungen zu KI oder Datenanalyse, die deinen zukünftigen Wert steigern.
Das Unternehmen ist stabil und erfolgreichz.B. Firmen in Wachstumsbranchen wie erneuerbare Energien oder Cybersecurity bieten langfristige Sicherheit.
Chance auf Networkingz.B. Führungskräfte oder erfahrene Kollegen, die deine Arbeit schätzen, können deine zukünftige Karriereschritte fördern.

Wann ist ein Jobwechsel sinnvoll?

Du arbeitest in einem toxischen und stagnierenden Umfeldz.B. wenn Beförderungen über Jahre ausbleiben oder das Management schlecht ist.
Deine Position ist durch KI und Automatisierung bedrohtz.B. Routineaufgaben wie Dateneingabe werden automatisiert, weshalb ein Wechsel 
in analytischere oder KI-orientiertere Rollen sinnvoll sein kann.
Du erhältst eine außergewöhnliche Chancez.B. ein Startup bietet dir Beteiligung, Verantwortung oder Führungsaufgaben an, die 
du im aktuellen Unternehmen nicht bekommst.

Wann ist Job Hugging sinnvoll?

"Job Hugging" ist nicht automatisch negativ, in manchen Situationen kann es durchaus eine sinnvolle Entscheidung sein. Wenn die Branche in der du arbeitest unsicher ist, kann ein stabiler Job dir Schutz bieten. Auch Zusatzleistungen wie Krankenversicherung oder familienfreundliche Angebote erhöhen den Wert des Verbleibs. Strategisch betrachtet kann das Festhalten an der aktuellen Position sinnvoll sein, wenn man dort wichtige Erfahrungen sammelt und Fähigkeiten ausbaut, die die Karriere langfristig voranbringen. So wird Job Hugging eher zur bewussten Strategie als zur Angstreaktion.

Frage dich: Was suche ich?

Die zentrale Frage lautet: Bleibe ich im Job, um wirklich zu wachsen, oder nur aus Angst? Eine ehrliche Selbstreflexion hilft dir, die Richtung zu erkennen. Hilfreiche Fragen könnten sein: 

  • Fördert mich mein Job noch oder hemmt er mich?
  • Bleibe ich, weil ich Chancen sehe, oder weil mir Alternativen fehlen?
  • Gebe ich mein Bestes oder habe ich innerlich schon abgeschaltet?

Job Hugging ist sinnvoll, wenn der Arbeitsplatz sowohl Sicherheit als auch Entwicklung bietet. Wird es jedoch zur Dauerlösung aus Angst, blockiert es individuelles Wachstum und unternehmerische Dynamik.

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