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Employer Value in der Agrarwirtschaft - Interview mit Alma-Vesta©peopleimages.com/ Adobe Stock

30.05.2023 Amelie Keller

Interview - Welche Rolle spielt Employer Value in der Agrarwirtschaft?

Durch den Fachkräftemangel stellt sich für viele Unternehmen die Frage wie sie nachhaltige Personalführung etablieren können, um bestehende Mitarbeiter zu halten und geeignete Bewerber für sich zu gewinnen.

Den Begriff „Employer Branding“ kennen wohl mittlerweile alle. Warum das zu kurz greift und warum der „Employer Value“ in der Zukunft insbesondere auch für die Agrar- & Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt, erklären uns der Personalberater Andreas Hümpel von der Alma-Vesta UG und der Coach und Strategieberater Torsten Spill in folgendem Interview:

Wie kamen Sie beide dazu, sich mit dem Thema Employer Value zu beschäftigen?

Torsten Spill: Ich habe bei meinen Kunden immer wieder festgestellt, dass erarbeitete und notwendige Strategien nicht umgesetzt werden konnten, weil schlicht die Fach- und Führungskräfte fehlten, um dieses zu tun. Bei einem meiner Klienten ging es so weit, dass aus diesem Grund Aufträge abgelehnt werden mussten.

Andreas Hümpel: Ich habe bei meinen Kunden festgestellt, dass die Prozesse zur Personalgewinnung nicht ganzheitlich genug gedacht wurden und werden und es so zu langen Suchprozessen oder gar Absagen in letzter Minute kam. So kamen wir zusammen.

Was genau bedeutet der Ausdruck „Employer Value“?

Torsten Spill: Die Employer Value Proposition (sinngemäß auf Deutsch: Arbeitgeberpositionierung) stellt praktisch den Wert des Unternehmens für die bestehenden, aber auch zukünftigen Mitarbeiter, die Wirtschaft und Gesellschaft dar und definiert diesen sowie den Charakter, den auch jeder Mensch hat und den man selbst und sein Umfeld beschreiben kann. Hierzu gehört dann neben der Frage: “wer bin ich?“ auch „wer/welches Unternehmen möchte ich sein?“

Interview Emplyer Value glückliche Mitarbeiter
Glückliche und zufriedene Mitarbeiter sind das beste Aushängeschild für ein Unternehmen. (©stock.adobe.com/Supachai)

Jeder kennt ja mittlerweile den Begriff „Employer Branding“. Was ist der Unterschied zwischen EV und EB?

Andreas Hümpel: Employer Branding ist eigentlich „nur“ die Kommunikation des Employer Values. Häufig wird aber der Fehler gemacht, dass vorab der oben beschriebene Employer Value gar nicht „richtig“ definiert ist und so ein Wunschbild des Unternehmens kommuniziert wird, das häufig mit dem tatsächlichen Bild/Value des Unternehmens nichts oder kaum etwas zu tun hat. Das führt dann häufig auch zu Enttäuschungen bei bestehenden und neuen Mitarbeitern, sowie dem Umfeld.


Was ist Employer-Branding und welchen Nutzen hat es für Unternehmen?

„Employer-Branding“ ist aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Doch was bedeutet das für die Unternehmen und welche Maßnahmen sind im Zuge dessen wichtig?


Welche Bedeutung hat der „Employer Value“ für Unternehmen der Agrar- und Food-Branche?

Torsten Spill: Wie in jeder Branche ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, wofür ein Unternehmen steht bzw. stehen will. Das ist wichtig für die gesamte Belegschaft, um eine Identität und ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Hieraus ergibt sich wiederum eine entsprechende Motivation der Mitarbeitenden, sich für das Unternehmen einzusetzen, sprich gute Arbeit zu leisten.

Nicht zuletzt trägt dieses gemeinsame Verständnis dazu bei, bestehende Mitarbeiter zu halten, weil Sie sich wohlfühlen und neue zu gewinnen, weil sich dieses (dann auch durch Employer Branding) weiterverbreitet, so zu mehr Bewerbungen und zu einem leichteren und schnelleren Bewerbungsprozess führt.

Was können Unternehmen der Agrarbranche tun, um ihren Employer Value zu finden?

Torsten Spill: Hier sollte man zunächst in eine Analyse gehen und wichtig, auch seine Mitarbeitenden und möglicherweise auch sein Umfeld (Lieferanten, Kunden, Wettbewerber) mit einbeziehen.

Dann kommt der manchmal schmerzhafte Schritt den Istzustand mit einem gewünschten Sollzustand zu vergleichen und die Wege dahin zu definieren.

Worin sehen Sie Schwierigkeiten & Chancen beim „Employer Value“ speziell in der Agrarbranche?

Andreas Hümpel: Die Agrarbranche ist zum größten Teil eine sehr traditionelle Branche, die seit Jahrhunderten existiert und viele Dinge so macht, wie man es schon immer gemacht hat. Das gilt auch und gerade in Bezug auf die Mitarbeiter, was Arbeitszeiten, Führung, Wertschätzung und Bezahlung angeht.

Die Welt ändert sich schnell, das sehen wir in technologischen Dingen (Drohnen, selbstfahrende Maschinen, KI etc.) aber eben auch im Anspruch der jungen Menschen, die einen Beruf ergreifen oder den bisherigen wechseln wollen. Zum Beispiel sind viele Dinge in der Landwirtschaft auch in der Lebensmittelindustrie nicht im Homeoffice machbar.

Auf der anderen Seite suchen die Menschen nach Sinnstiftung und nach einer Aufgabe bei denen sie das Ergebnis ihrer Arbeit sehen und anfassen können und hier liegt eine große Chance unserer Industrien, denn in kaum einer anderen ist der Sinn und die Begreifbarkeit besser vorhanden als in der Agrar- und Lebensmittelindustrie.

Interview Employer Value neue Techniken Agrarwirtschaft
Die Agrarwirtschaft entwickelt sich stetig weiter - mit neuen Techniken und Systemen. (©stock.adobe.com/tosspra)

Was glauben Sie, würde die Attraktivität der Agrarbranche für Arbeitnehmer steigern?

Andreas Hümpel: Man sollte die eigenen Werte herausarbeiten und diese dann auch herausstellen und man sollte sich tatsächlich um seine Mitarbeiter kümmern, denn nur so kann man langfristig erfolgreich sein. Dieses gilt natürlich für Unternehmen aller Branchen, so dass der entscheidende Faktor sein wird, die Werte des Unternehmens und die Bedeutung für die Gesellschaft (Stichwort: „Purpose“) hervorzuheben. Hier hat die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft doch einiges zu bieten.

Welche 3 Empfehlungen können Sie Unternehmen der Agrarbranche geben, um deren „Employer Value“ zu bestimmen und richtig einzusetzen?

Andreas Hümpel: 

  1. Fangen Sie mit der Bestimmung des Employer Values an und beziehen Sie vor allem die Mitarbeiter und zumindest einen Teil des Umfeldes hierbei mit ein.
  2. Setzen Sie diesen „Wert“ in eine intelligente Kommunikationsstrategie ein (Stichwort: „Employer Branding“)
  3. Nutzen Sie diesen Wert zum Halten der bestehenden Mitarbeiter aber vor allem auch zur Gewinnung neuer. Das dürfte Ihnen dann auf dieser Basis deutlich leichter fallen.

Torsten Spill: 

Wenn ich noch hinzufügen darf:  betrachten Sie den Prozess ganzheitlich und nehmen ihn nicht auf die leichte Schulter. Nehmen Sie sich die Zeit und Ressourcen und treiben Sie den Prozess hin zu einem attraktiven Arbeitgeber voran. Die Zukunft wird es Ihnen danken.

Für weitere Informationen rund um das Thema stehen Ihnen die beiden Ansprechpartner gerne zur Verfügung:

Andreas Hümpel Alma Vesta Interview
©ALMA-Vesta UG

ANDREAS HÜMPEL

  • 20 Jahre operative (Führungs-) Erfahrung im Lebensmittelbereich in Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb
  • 9 Jahre Erfahrung als Personalberater mit Schwerpunkt auf der Lebensmittel- und Agrarindustrie

Tel.: +49 171 4803551

andreas.huempel@alma-vesta.de

Torsten Spill Alma Vesta Interview
©Torsten Spill

TORSTEN SPILL

  • Zert. Berater für Organisationsentwicklung
  • Zert. systemischer Coach und Prozessbegleiter
  • 15 Jahre Führungserfahrung als CEO in der Ernährungs- und Agrarwirtschaft

Tel.: +49 172 289 88 77

info@torsten-spill.de


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