
Praktikantenprogramme richtig gestalten
Chancen eines klug konzipierten Praktikantenprogramms
Es ist an der Zeit, das veraltete Bild zu überdenken, dass Praktikanten sich um alles kümmern sollen, was sonst liegen bleibt oder kein anderer machen möchte. Schließlich sind diese keine günstigen Arbeitskräfte, sondern zukünftige Talente, die das Unternehmen kennenlernen wollen. Sie sollten die Möglichkeit erhalten, echte Einblicke in die Arbeitsprozesse und -strukturen des Unternehmens zu gewinnen, anstatt mit monotonen oder wenig wertschätzenden Tätigkeiten abgespeist zu werden. Dafür sorgen klug konzipierte Praktikantenprogramme.
Ein wirkungsvoll gestaltetes Praktikumsprogramm beeinflusst nachhaltig Karrieren und Beziehungen. Wer sich während des Praktikums ernst genommen und gefördert fühlt, denkt gerne zurück. Hatte die Praktikumszeit eine große Wirkung auf den Praktikanten, so kann sich dieser später, nach dem Studium oder Ausbildung, möglicherweise für eine Festanstellung im Unternehmen entscheiden. Selbst wenn es zu keiner späteren Rückkehr kommt, fungieren zufriedene Praktikanten als glaubwürdige Botschafter für das Unternehmen. Denn wer positive Erfahrungen gesammelt hat, spricht darüber und trägt durch persönliche Empfehlungen zum guten Ruf und Image des Unternehmens bei. Und nicht zuletzt können aus ihnen später wertvolle Geschäftskontakte entstehen.
Vorteile von Praktikumsprogrammen
- Praktikumsprogramme als gezielte, nachhaltige Rekrutierungsstrategie
- Frühzeitiger Zugang zu qualifizierten und diversen Nachwuchstalenten
- Win-Win-Situation: frische Perspektiven treffen auf berufliches Mentoring
- Förderung praxisbezogener Kompetenzen und beruflicher Orientierung für Praktikanten
- Die Integration der Praktikanten in Projekte, fördert die Innovationskraft und Teamdynamik: Sie sind oft weniger an interne Denkweisen gebunden und trauen sich, unkonventionelle Ideen einzubringen
- Förderung der Flexibilität und Offenheit im Team: Der Umgang mit wechselnden Praktikant:innen trainiert das Team in Kommunikation, Anpassung und Wissenstransfer.




Start im Unternehmen: Die ersten Schritte und Vorgehensweise
Die Grundlage eines erfolgreichen Praktikantenprogramms ist die klare Definition seines Schwerpunkts, also das Festlegen des Praktikumstyp. Dafür solltest du als Arbeitgeber bestimmen, welche Abteilungen deines Unternehmens von einem Praktikanten profitieren würden, um anschließend den Einsatzbereich definieren zu können. Für das Einteilen der möglichen Ausrichtungen des Programms, solltest du dir folgende Fragen stellen: Braucht das Unternehmen grundsätzliche administrative Unterstützung? Steht ein größeres Abteilungsprojekt an, wo Entlastung nötig ist? Oder steht ein brancheninterner arbeitsintensiver Zeitraum bevor?
Sobald du einmal die Art des Praktikums identifiziert hast, geht es im nächsten Schritt darum, die konkrete Position und dessen Inhalt zu definieren:
- Festlegung der Dauer des Praktikums
- Erstellung eines umfassenden Schulungsplans mit klar definierten Aufgaben
- Bestimmung des übergeordneten Zwecks der Praktikumsposition
- Zuweisung einer Ansprechperson/Betreuungskraft oder Mentor
- Konkretisierung der Lernziele und Entwicklungsschritte
Eine weitere wichtige Maßnahme umfasst die Rekrutierungsstrategien. Essenziel hierfür ist es die Grundvoraussetzungen und Einstellungsmerkmale für Praktikanten zu bündeln. Das bedeutet, dass du dir im klaren sein solltest welche Anforderung du an deine potenziellen Praktikanten hast und wie du diese auf dein Praktikantenprogramm aufmerksam machst. Mögliche Rekrutierungsstrategien könnten sein:
- Campus Recruiting
- Social Media Recruiting
- Diversity-Recruiting
- Stellenanzeigen
Elementar für ein erfolgreiches Praktikum, ist die Gestaltung eines gut organisierten Onboarding-Prozess. Zumal Praktika oft die erste Berufserfahrung vieler Schüler oder Studenten ist, gehört eine ausführliche Einarbeitung dazu.
Entwicklung eines Praktikumsprogramms
Die ersten zu beachtenden Schritte zur Gestaltung eines Praktikumsprogramms gehen Hand in Hand mit dessen Entwicklung. Die herausgearbeiteten Programmziele sollten immer mit der Unternehmenskultur abgestimmt werden. Demnach ist es empfehlenswert, die Entwicklung eines Praktikantenprogramms an die Unternehmensziele und -werte anzupassen. Folgende Komponenten sollten bei der Erstellung berücksichtigt werden:
1. Schaffung sinnvoller Einsatzmöglichkeiten | Biete potenziellen Praktikanten echte Mehrwerte und Lernchancen, durch übertragbare Aufgaben, die Mehrwert für beide Seiten schaffen. |
2. Festlegung einer zielgerichteten und klar strukturierten Ausrichtung der Praktikums | Lege fest, was das Praktikantenprogramm erreichen soll - z. B. Nachwuchskräfte fördern, Innovation stärken oder Wissenstransfer ermöglichen. |
3. Definierung des konkreten Zweckes des Praktikums | Jede Praktikumsstelle sollte einem klaren Unternehmensziel dienen - z. B. Integration in die Unternehmenskultur, Mitarbeit an realen Projekten oder gezielte fachliche Ausbildung. Das sorgt für Fokus und strategischen Mehrwert. |
4.Beachtung rechtlicher Rahmbedingungen | Informiere dich über gesetzliche Vorgaben bezüglich der Arbeitszeit, Vergütung, Versicherung und Datenschutz, um das Programm korrekt aufzusetzen. |
5. Bestimmung der Praktikumsrollen und Analyse des Bedarfs | Analysiere, in welchen Abteilungen Praktikanten eingesetzt werden können und welche Aufgaben dort übernommen werden sollen. |
6. Formulierung individueller Lernziele zur persönlichen Entwicklung, die eine objektive Leistungsbewertung ermöglichen | Spezifische, messbare, realistische, relevante und zeitlich klar definierte Ziele. |
7. Entwicklung eines Rekrutierungsprozesses | Erstelle beispielsweise eine zielgerichtete Stellenausschreibung und ein strukturiertes Verfahren mit klaren Auswahlkriterien, Interviews, Rückmeldungen und einer transparente Kommunikation. |
8. Auswahl der passenden Bewerber | Filtere gezielt nach Kompetenzen, Motivation und Passung zur Unternehmenskultur, um eine gute Integration und langfristige Bindung zu erreichen. |
9. Vorbereitung des Onboardings | z.B. einen Willkommenstag oder eine Einführung organisieren, die Vorstellung im Team, der Zugang zu den nötigen Tools erklären und Ansprechpartner klar kommunizieren. |
10. In der Praktikumsphase: Begleitung und Feedback | z. B regelmäßige Feedbackgespräche mit dem Betreuer, Austausch über Fortschritte, Herausforderungen und Entwicklung und Unterstützung bei fachlichen und organisatorischen Fragen |
Die Entwicklung eines Praktikantenprogramms endet erst mit dem Abschluss und der Evaluation. Dies bezieht sich auf das Führen von Abschlussgesprächen, der Übergabe eines Zeugnisses oder Teilnahmebescheinigung und das Fragen nach Feedback zu dem Programm.
Kontaktpflege in der Post-Praktikumsphase
Ob ein Praktikumsprogramm erfolgreich war oder nicht, entscheidet sich in der Zeit nach dem Praktikum, sprich in der Nachbetreuungsphase. Hier stellt sich heraus in wie fern das Programm einen nachhaltigen Nutzen für das Unternehmen bietet. Der alles entscheidende Faktor dabei ist, die Zufriedenheit des Praktikanten. Zwar stellt eine positive Praktikumserfahrung die Grundlage für eine spätere Rückkehr, doch erst der Einsatz von Anschlussstrategien positioniert das Praktikantenprogramm als einen strategischen und nachhaltigen Rekrutierungskanal.
Der Angelpunkt ist die Förderung von Kontinuität mittels im Personalmarketing eingebetteten Kontakthalteprogrammen. Dafür kommen Kommunikationsplattformen, wie beispielsweise Instagram oder Whatsapp Gruppen und Teams-Chats in Frage. Diese sollten ehemalige Praktikanten über passende Vakanzen informieren, allgemeine Corporate News in Kenntnis setzen, wichtige Termine und Informationen zur Nachwuchsförderung berichten. Wer keine Alumni-Pflege betreibt, verzichtet auf eine wertvolle Talentpipeline für spätere Einstellungen.
Wodurch kennzeichnet sich ein erfolgreiches Praktikantenprogramm aus?
Ein gelungenes Praktikum ist nicht nur für Praktikanten von Bedeutung, sondern auch Arbeitgeber profitieren langfristig davon. Damit das gelingt, sollten Praktikumsprogramme gut durchdacht, praxisnah und nachhaltig aufgesetzt sein.
Zu diesem Zweck sollten dem Praktikanten abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Aufgaben geboten werden, bei denen er an echten Projekten mitwirken kann, kreative und eigenständige Arbeit leistet und die Möglichkeit erhält, verschiedene Bereiche kennenzulernen. Des Weiteren sollten die gesetzte Aufgabenbereiche Lernfortschritte ermöglichen, durch das Festlegen klarer Ziele und der Chance aus Fehlern zu lernen. Dazu gehört auch konstruktiver und regelmäßiges Feedback. Ein oft vernachlässigter Aspekt ist die Integration in das Team, sprich das Praktikanten als gleichwertige Teammitglieder behandelt werden und mittels einer guten Anleitung sowie Betreuung die Teamkultur erleben dürfen. Unteranderem sollte die Arbeitszeit im Einklang mit daraus resultierenden Mehrwert sein. Das meint, dass für Praktikanten grundsätzlich flexiblerer Arbeitszeiten gelten, da sie keine vollwertigen Arbeitskräfte sind. Nichtdestotrotz können intensivere Arbeitszeitmodelle mit einem Fokus auf Wissenszuwachs tragbar gemacht werden. Der letzte Punkt betrifft die Vergütung. Zwar müssen Pflicht- und 3 Monats Praktika nicht vergütet werden, doch eine "faire Aufwandsentschädigung" signalisiert eine Anerkennung der Leistung.