
Zurück zur Lehre? Warum praktische Berufe durch KI an Bedeutung gewinnen
Studium auf dem Vormarsch - bis jetzt?!
"Wenn du später mal gut verdienen und in einer aufsteigenden Positionen arbeiten möchtest, dann musst du Abitur machen und studieren gehen" - ein Satz, den wahrscheinlich jeder von uns schon mal gehört hat. Doch stimmt das wirklich? Kann aus einem beruflich nur etwas vielversprechendes werden, wenn man einen Uni-Abschluss in der Tasche hat? Lange Zeit galt diese Annahme als Norm, an die sich viele Schulabsolventen strikt gehalten haben. In den vergangenen Jahren erwarben immer mehr Menschen die Hochschulreife, weshalb ein Studium eine attraktive Karriere-Wahl darstellte. Warum denn auch nicht oder? Wenn man schon mal das Abitur gepackt hat, dann ist studieren, irgendwo die logische Schlussfolgerung. Denn ein höherer Schulabschluss wird oft mit einem höherem Gehalt und besseren Aufstiegsmöglichkeiten assoziiert. Zudem ist es nicht gerade hilfreich, dass viele Berufsausbildung mindestens einen Realschulabschluss oder sogar die allgemeine Hochschulreife voraussetzen.
Der Spieß hat sich jedoch gewendet, mittlerweile ist ein abgeschlossenes Studium kein hundertprozentiger Erfolgsgarant mehr. Nicht nur konkurrieren die erworbenen Fähigkeiten durch ein Hochschulstudium mit den Kompetenzen die uns die KI bietet, sondern der starke Fachkräftemangel in Deutschland, führt zu immer attraktiveren Ausbildungsmöglichkeiten und -modellen. Wie bereits eine Statistik von Statista zeigt, gab es im Jahr 2024 495.765 Studienanfänger und 691.165, die eine Berufsausbildung begonnen haben .
Auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften
Der Fachkräftemangel in Deutschland hat diverse Gründe. Neben dem demografischen Wandel, kommt das Problem hinzu, dass viele Menschen selten einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf finden. Zusätzlich führt der Trend von höheren Bildungsabschlüssen zu steigenden Ansprüchen an ein besseren Verdienst, klaren Karrierechancen und Anerkennung in einem angesehenen Beruf.
Der Arbeitsmarkt ist anspruchsvoll, auf der einen Seite sollst du Fachwissen mitbringen, qualifiziert sein und ausreichend Berufserfahrung haben und auf der anderen Seite, darfst du auch nicht zu alt sein. Diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ist keine leichte Aufgabe und noch weniger wenn die Digitalisierung und der technische Fortschritt eine ständige Anpassung der Fähigkeiten erfordern.


Warum die Ausbildung im KI-Zeitalter an Bedeutung gewinnt
Wenn ein Uni-Abschluss nicht mehr den Karriere-Boost wie früher garantiert und KI-Agenten immer präsenter auf dem Arbeitsmarkt werden, muss sich unsere Herangehensweise mit ändern. Das ist der Moment wo ein duales Studium oder eine Ausbildung ins Spiel kommen. Denn der einzige Weg, um mit der KI und dem technischen Fortschritt mitzuhalten, ist mit dieser zu arbeiten. Der entscheidende Punkt hierbei ist die Verbindung von theoretischem Fachwissen und der praktischen Erfahrung, also das typische "Learning by doing". Bekanntermaßen integrieren Ausbildungsbetriebe neue Tools und KI-Anwendungen schneller in den Arbeitsalltag als Hochschulen. Der Einsatz von KI verändert viele Tätigkeiten, weshalb das Miterleben von dieser Transformation durch eine starke Einbindung in reale Arbeitsprozesse, die Umstellung und Anpassung vereinfachen. Zudem kann eine Ausbildung, durch beispielsweise Weiterbildungen, ein Sprungbrett für viele Karrieren sein. Die duale Berufsausbildung bildet ein solides Fundament, um den Herausforderungen einer sich ständig verändernden Arbeitswelt zu begegnen. Doch damit dies so bleibt, sind kontinuierliche Weiterentwicklungen der Ausbildungsmodelle von Nöten.
Was bedeutet das für Arbeitgeber und Universitäten?
Nicht nur Bewerber müssen sich an den Wandel anpassen, sondern auch Arbeitgeber und Universitäten. Die Sorge von uns Menschen durch die Verwendung von KI irgendwann ersetzt werden zu können, sollte ein zentrales Thema in jeder Organisation sein. Aus diesem Grund scheinen besonders praktische Tätigkeiten, die eine geringere Automatisierungsgefahr darstellen und nur schwer, von der KI zu übernehmen sind, interessanter und gewinnen immer mehr an Relevanz.
Um mit neuen Anforderungen und dem Interesse junger Menschen Schritt zu halten, stehen Arbeitgeber vor der Herausforderung ihre Ausbildungskultur agiler, digitaler und ansehnlicher zu gestalten. Das Lehrportfolio muss über den reinen praxisnahen Umgang hinaus gehen und technologische Kompetenzen und nicht-automatisierte Fähigkeiten gezielt ausbilden. Dies zielt auf eine ständige Anpassung und Modernisierung der dualen Ausbildung ab.
Auch für Universitäten bedeutet dieser Umbruch, eine regelmäßige Überarbeitung der Curricula. Dabei sollten sie jedoch nach wie vor ihre Relevanz klar kommunizieren und durch Qualität beweisen. Wichtig ist, dass Universitäten sich stärker an die tatsächlichen Anforderungen des Arbeitsmarktes ausrichten, interdisziplinäre und praxisorientierte Inhalte integrieren und digitale Schlüsselkompetenzen verpflichtend vermitteln.
Beide Seiten sind gefordert, flexibler, anwendungsnäher und zukunftsorientierter zu handeln, um junge Menschen auf eine Arbeitswelt vorzubereiten, die sich durch KI und Automatisierung rasant verändert.
Duale Ausbildung vs. Studium - Eine Ausbildung ist kein Downgrade
Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass eine Ausbildung aus beruflicher Sicht weniger wert oder angesehen sei als ein Studium. Ganz im Gegenteil, in einer Arbeitswelt, die sich durch KI, Automatisierung und digitale Prozesse stetig wandelt, ist es an der Zeit, mit alten Denkmustern zu brechen. Eine duale Ausbildung ist längst kein Plan B mehr, sondern ein gleichwertiger, oft praxisnäherer Weg in eine aufstrebende Karriere. Das Studium verliert dadurch keineswegs an Wert – doch es ist eben nicht mehr die einzige Option zum Erfolg. Vielmehr geht es heutzutage darum, den individuellen Weg zu finden, der zu den eigenen beruflichen Zielen und dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt passt. Und dieser Weg kann genauso gut über eine Ausbildung führen. Eine Ausbildung ist kein Downgrade – sie ist vielmehr ein Upgrade für eine Realität, in der Praxis und Flexibilität zählen.