Eine Gruppe an Kollegen spricht fröhlich miteinander
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28.10.2025
Antonia Gabarda-Crespo

Arbeitsfloskeln: Von „Kein Problem!“ bis „Wir setzen Synergien frei“ - Was Bürosprache wirklich sagt

Mehr Klartext im Büro-Dschungel

„Lass uns das Thema nochmal aufgreifen“ , „Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende“ , „Kein Problem!“ - Sätze die jeder von uns schon mal im Arbeitsalltag gehört hat und wahrscheinlich auch schon selbst benutzt hat. Eins haben diese typischen Bürofloskeln gemeinsam, auf dem ersten Blick wirken sie alle professionell, freundlich und harmlos. Doch was steckt hinter diesen gängigen Phrasen wirklich?

Floskeln sind die kleinen Platzhalter unserer Arbeitswelt. Sie helfen uns, Gespräche zu strukturieren, Konflikte abzufedern und Beziehungen zu pflegen. Aber sie können gleichzeitig auch das Gegenteil bewirken: Missverständnisse verstärken, Kommunikation vernebeln und Glaubwürdigkeit untergraben. Im modernen Berufsalltag, in dem Authentizität und klare Sprache immer wichtiger werden, stellt sich deshalb die Frage: Wie viel Floskel verträgt der Job und wann wird sie zum Kommunikationskiller?

Smalltalk am Arbeitsplatz: Welche Bedeutung steckt hinter gängigen Floskeln?

Floskeln sind weit mehr als bloße Sprachdekoration, sie sind Werkzeuge sozialer Navigation. Ob im Gespräch mit Kollegen, Kunden oder Vorgesetzten, hinter vielen standardisierten Phrasen steckt ein subtiles Kommunikationsmuster, das unser Verhalten im Arbeitskontext widerspiegelt. 

Im Kern erfüllen Floskeln drei zentrale Funktionen: Höflichkeit, Absicherung und Zugehörigkeit. Sie dienen dazu, Gespräche reibungslos zu gestalten, Hierarchien zu respektieren oder Konflikte zu vermeiden. Wenn jemand sagt: „Ich nehme das mal mit“, bedeutet das selten, dass das Thema sofort bearbeitet wird, vielmehr ist es eine höfliche Art, Zeit zu gewinnen oder Prioritäten zu verschieben. Ähnlich verhält es sich mit Sätzen wie „Wir sollten das im Team nochmal besprechen“ , dahinter steckt häufig ein diplomatischer Hinweis, dass Uneinigkeit besteht, ohne diese offen anzusprechen. Aus dieser Sicht sind Floskeln eine Art Ventil. Sie helfen uns, heikle Themen zu umgehen, Distanz zu wahren oder Erwartungen zu steuern. In der zwischenmenschlichen Kommunikation erfüllen sie den Zweck, Beziehungen aufrechtzuerhalten, selbst dann, wenn inhaltlich wenig gesagt wird.

Für Arbeitnehmer sind Floskeln oft ein Mittel, Unsicherheiten oder Hierarchiedruck sprachlich abzufedern. Wer in Meetings ständig „Ich denke, vielleicht könnten wir…“ sagt, versucht häufig, nicht anzuecken. Für Arbeitgeber hingegen können Floskeln eine Strategie sein, um Autorität oder Professionalität zu wahren. Zum Beispiel durch Sätze wie „Wir müssen strategisch denken“ oder „Das ist aktuell nicht unsere Priorität“, die in Wahrheit oft „Nein“ bedeuten, aber höflicher klingen. 

Tatsächlich verraten Floskeln damit eine Menge über Unternehmenskultur. In offenen, transparenten Umfeldern werden sie seltener gebraucht, weil Klartext erwünscht ist. In hierarchischen Strukturen hingegen sind sie oft ein fester Bestandteil der internen Sprache, ein stiller Code, der Zugehörigkeit signalisiert. 

Mitarbeiter im Austausch
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Mitarbeiter im Austausch

Wann sind Floskeln bei der Arbeit nützlich?

Floskeln sind nicht per se schlecht, ganz im Gegenteil, denn richtig eingesetzt, können sie Kommunikation im Arbeitsalltag vereinfachen, strukturieren und entschärfen

Gerade in formellen Situationen etwa bei E-Mails an Kunden, Feedbackgesprächen oder Teammeetings, schaffen bekannte Formulierungen einen höflichen Rahmen. Phrasen wie „Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung“ oder „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“ vermitteln Respekt und Verbindlichkeit, selbst wenn sie standardisiert wirken.

Auch in angespannten Momenten können Floskeln helfen, Zeit zu gewinnen oder Emotionen abzufedern. Ein Satz wie „Das sollten wir in Ruhe besprechen“ signalisiert Gesprächsbereitschaft, ohne das Gegenüber bloßzustellen.

Für Arbeitgeber können Floskeln oft ein nützliches Führungsinstrument. Sie können Botschaften diplomatisch verpacken, ohne autoritär zu wirken. Für Arbeitnehmer wiederum bieten sie Sicherheit, insbesondere dann, wenn man heikle Themen ansprechen oder Hierarchien respektvoll navigieren möchte.

Grundsätzlich ist die Anwendung von Floskeln in folgenden Arbeitssituationen nützlich: 

  • In Standard-Situationen, um Zeit zu sparen -> z.B. kurze Rückmeldung, Prüfungsdurchgang
  • In formellen Emails oder im  Gespräch mit externen Partnern, hilft eine etablierte Gruß- oder Abschiedsformel, respektvoll aufzutreten.
  • In der Rahmenkommunikation: Wenn viele Personen beteiligt sind und klare Orientierung gebraucht wird, kann der Einsatz einer Phrase Struktur geben -> z.B. „Zum heutigen Stand…“, „Wir bleiben dran…“

Klingt höflich, meint aber nichts: Phrasen, die du lieber vermeiden solltest

Im Büroalltag schleichen sich viele Formulierungen ein, die zwar vertraut wirken, aber im Zweifel wenig aussagekräftig oder sogar kontraproduktiv sind. Beispielsweise ist die Aussage in einem Arbeitszeugnis wie „Er hat sich bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden“ im Klartext ein Hinweis darauf, dass der Mitarbeitende nicht zur Spitzenleistung gehörte. Auch Standard-Sätze wie „Kein Problem!“ auf eine Bitte hin, wirken im Meeting- oder Email-Kontext schnell wie ein automatisiertes „ja, mache ich“ und lassen Raum für Missverständnisse. Besonders im beruflichen Kontext zählt nicht zwangsläufig wie freundlich etwas klingt, sondern wie klar und verbindlich es ist. 

Floskeln im Job-Alltag
Floskeln, die du vermeiden solltest:                                                        Was du stattdessen sagen kannst: 
"Ich weiß es nicht"„Das muss ich noch mal prüfen"
"Blöder Frage, aber...""Wie wäre es mit...." oder " Was halten sie von..."
„Das war schon immer so“„So haben wir es bisher gehandhabt, vielleicht gibt es jetzt eine bessere Lösung?“
„Da kann man jetzt nichts machen“„Das ist aktuell schwierig, aber wir prüfen, welche Optionen wir haben“
„Da bin ich nicht zuständig“„Das fällt nicht in meinen Bereich, aber ich leite es gerne weiter oder schau was ich machen kann“
„Wie gesagt …“"Zur Erinnerung …“ oder „Ich möchte nochmal betonen, dass …“

Floskeln werden oft aus Gewohnheit oder Unsicherheit verwendet. Für Arbeitnehmer kann das dazu führen, dass Kompetenz oder Selbstbewusstsein untergraben werden. Für Arbeitgeber wiederum wirken solche Standardformulierungen schnell distanziert oder wenig wertschätzend.

Vom Standard zur Stilfrage: Überholte E-Mail Floskeln

Insbesondere in E-Mails und schriftlicher Kommunikation haben bestimmte Formulierungen an Wirkung verloren oder können sogar altbacken wirken. Zum Beispiel:

  • „Ich hoffe, Sie hatten ein angenehmes Wochenende“ -> kann generisch wirken, wenn man keinen persönlichen Bezug hat.
  • „Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung“ -> klingt zuerst höflich, ist aber oft wenig motivierend, wenn keine klare Handlung folgt.
  • „Mit freundlichen Grüßen“ als alleinige Schlussformel -> gerade in einer persönlichen Beziehung zum Empfänger kann das zu distanziert wirken.
  • Übermäßig viele „Sehr geehrte/r …“ / „Sehr geehrtes Team …“ -> in internen Emails kann das erstarrt wirken, wenn nicht mit einem persönlichen Ton ergänzt.

In einer Arbeitswelt, die auf Geschwindigkeit, Authentizität und Klarheit setzt, verlieren solche Phrasen zunehmend an Wirkung.

Besonders kompliziert sind Formulierungen, die unnötig formell oder leer klingen. Ein Satz wie „Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende“ kann freundlich gemeint sein, aber wenn dieser jede Montag-Mail eröffnet, verliert er irgendwann seine Wirkung. Gleiches gilt für „Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung“, denn ohne eine klare Erwartung oder Deadline bleibt dies eine leere Höflichkeit. Abschlussfloskeln wie „Mit freundlichen Grüßen“ oder „Hochachtungsvoll“ sind in modernen, internen E-Mail-Kontexten überholt. Sie schaffen Distanz, wo heute meist eine persönlichere Ansprache gefragt ist. Stattdessen funktionieren klare, respektvolle Abschlüsse wie „Viele Grüße“, „Beste Grüße“ oder,  je nach Beziehung, „Herzliche Grüße“ oft besser.

Wie der Gebrauch von Floskeln unsere Arbeitskultur prägt und was wir daraus lernen können

Im Berufsleben können Floskeln nützlich sein etwa, wenn sie Wertschätzung ausdrücken, Professionalität signalisieren oder den Ton in formellen Situationen wahren. Doch sobald sie zur Routine werden, verlieren sie ihre Wirkung und verdecken echte Botschaften. Ob im Gespräch, im Meeting oder in der E-Mail-Kommunikation. Entscheidend ist, wann und wie wir sie einsetzen. Aus Sicht der Arbeitgeber bedeutet das, wer klar, konkret und authentisch spricht, wirkt souveräner und glaubwürdiger. Für Arbeitgeber heißt dies, dass eine offene, ehrliche Kommunikationskultur nicht durch perfekt formulierte Phrasen entsteht, sondern durch greifbare Worte und aufrichtiges Interesse.

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