Lerngruppe: 3 Mädchen diskutieren über ein Thema
© stock.adobe.com/wavebreak3
21.08.2025
Antonia Gabarda-Crespo

Lerntypen und Lernstrategien

Richtig Lernen

Eine Klausur im Studium oder in der Ausbildung bringt oftmals, den gleichen oder sogar mehr Lernaufwand wie eine Abitur- oder Abschlussklausur mit sich. Nun sitzt du vor 50 zusammengefassten Vorlesungsfolien und kannst den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. In anderen Worten, du musst den ganzen Lernstoff bis zur Prüfung können, doch du weißt nicht wo du anfangen sollst. Sich dazu motivieren anzufangen, erfordert nicht nur selten ein hohes Maß an Überwindung und dies nur, weil einem dann bewusst wird "was einem noch bevorsteht". Doch was wäre wenn du den Lernprozess etwas angenehmer und erfreulicher gestalten könntest? Gibt es einen Weg oder eine Methode mit der du effektiv, aber gleichzeitig auch entspannt lernen kannst?  

Richtig lernen bedeutet weit mehr, als nur stundenlang über dem Unterrichts-/Vorlesungsmaterial zu sitzen. Lernstrategien machen es möglich, Wissen nicht nur schneller aufzunehmen, sondern auch flexibel in unterschiedlichen Situationen anzuwenden, um den Lernprozess nachhaltig zu gestalten. Ein strukturiertes Vorgehen, smarte Techniken und eine bewusste Reflexion machen den Unterschied, zwischen sturem Auswendiglernen und echtem Verstehen. Gleichzeitig erhöhst du deine Merkfähigkeit und steigerst deine Motivation und Selbstvertrauen. Faktoren, die entscheidend sind, um Lernziele zu erreichen und Herausforderungen souverän zu meistern. Wer lernen will, sollte also auch lernen, wie man richtig lernt.

Damit Lernstrategien im Studium oder in der Ausbildung wirklich Wirkung zeigen, kommt es nicht nur auf die Methode selbst an, sondern auch auf die richtige Anwendung.

Welche Lerntyp bist du?

Wenn wir von Lerntypen sprechen, sprechen wir von der Art und Weise, wie wir Menschen Wissen bevorzugt aufnehmen. Denn nicht jeder lernt nach dem gleichen Schema oder verarbeitet Informationen auf die gleiche Weise. Woran liegt das? Die Antwort liegt auf der Hand, nämlich, dass wir Menschen uns in unseren kognitiven Fähigkeiten unterscheiden und Inhalte verschieden gut über bestimmte Sinneskanäle aufnehmen können. Auf diese Unterschiede bezieht sich Frederic Vester in seinem Buch „Denken, Lernen, Vergessen", wo er vier Typen von Lernenden beschreibt. Er unterscheidet auditive, visuelle, haptische und kognitive Lerntypen. In neueren Versionen wird der vierte Lerntyp durch den kommunikativen Lerntyp ersetzt. Ursprünglich schlug Frederic Vester den kognitiven Lerntypen vor, der rein über den Intellekt lernt. Doch diese Kategorie ist umstritten, da letztlich jede Form des Lernens auf geistige Verarbeitung angewiesen ist. Diese vier Differenzierung zu berücksichtigen, kann das Lernen nachhaltig erleichtern. Das Modell der vier Lerntypen setzt weniger an den tatsächlichen Fähigkeiten an, vielmehr an den individuellen Vorlieben des Lernenden. Es geht also nicht darum, wie gut Informationen verarbeitet werden, sondern über welchen Kanal diese bevorzugt aufgenommen werden. 

  1. Auditiver Lerntyp: Auditive Lernende speichern Informationen am besten über den Gehörsinn und lernen vorzugsweise über das Hören und Sprechen. Typisch hierfür ist das laute Wiederholen des Lernstoffes und Nacherzählen der Inhalte. Sprich was du hörst, bleibt schneller hängen. Wie zum Beispiel in Vorlesungen oder sich das Aufgesagte als Sprachmemo abzuspeichern.
  2. Visueller Lerntyp: Dieser bevorzugt Lernen durch Sehen beziehungsweiße Beobachten. Das bedeutet, dass das Arbeiten mit Texten, Schaubildern, Skizzen, Notizen, Grafiken oder Bildern, visuell Lernenden hilft Inhalte besser im Gedächtnis zu behalten.
  3. Haptischer Lerntyp: Als ein solcher Lerntyp lernst du am liebsten durch Anfassen und Fühlen. Das Schlagwort lautet ausprobieren, denn oft erst durch das eigenständige anpacken und experimentieren erschließen sich Sachverhalte als verständlich. Die Kombination aus praktischen Übungen und einer aktiven Beteiligung machen für dich den Unterschied.
  4. Kognitiver Lerntyp: Hier lernst du bevorzugt durch Lesen und Denken. Demnach verarbeitest du Informationen mit Vorliebe rational, logisch und analytisch. Charakteristisch hierfür, ist die theoretisch orientierte Suche nach Hintergründen, Prinzipien und abstrakten Regeln. Du versuchst Verknüpfungen herzustellen, indem du neues auf bestehendes Wissen baust und Zusammenhänge analysierst.
  5. Kommunikativer Lerntyp: Der Austausch mit anderen ist essenziell für diesen Lerntypen, wie etwa in Diskussionen oder Gruppenarbeiten. Das Lernen wird gefördert durch das stellen von Fragen, diskutieren und aktive Einbringen in Gespräche.

Die Realität zeigt jedoch, dass Mischformen dominieren. Sprich, die meisten Menschen weisen Merkmale aus den verschiedenen Lerntypen auf. Jede Person verfolgt eine präferierte Lernmethode oder passt diese gegebenenfalls, an den Lerngegenstand an. Vorlieben für visuelle, auditive oder praktische Lernwege können je nach Lernstoff, Aufgabenart oder persönlichen Erfahrungen stark variieren. Ein festgelegter „Lerntyp“, der unabhängig von Thema und Kontext immer die beste Lernmethode vorgibt, existiert also nicht. Dennoch werden solche Kategorisierungen in der Praxis weiterhin häufig verwendet, obwohl sie kaum wissenschaftlich abgesichert sind. 

Praktische Tipps

Einen Tag vor der Klausur eine intensive Lerneinheit einschieben, hat vielleicht noch in der Schule funktioniert, doch im Studium und in der Ausbildung ist der Lernstoff meist zu umfangreich für diese Taktik. Das klassische "Bullemie-Lernen" führt nur kurzfristig zu Lernerfolg, aber nicht zu dauerhaftem Wissenserhalt. Lernmethoden sind individuell, doch es gibt Lerntipps, die das Lernen für jeden angenehmer und gemütlicher gestalten:

Halte deine Lerneinheiten kurzAnstelle davon, dass du an einem Tag gleich 5 Stunden lernst, lerne lieber jeden Tag eine 
Stunde. Zum einen ermüdet nach 90 Minuten das Gehirn und zum anderen, werden erst im 
Schlaf Informationen langfristig abgespeichert. Dies ist auch unter dem "Spacing-Effect" 
bekannt.
Lege dein Smartphone wegVersuche dich lieber auf kurze und intensive Lerneinheiten zu fokussieren, als unter ständiger 
Ablenkung lange zu lernen. 
Lerne zu den gleichen UhrzeitenDieser Aspekt ist wichtig um eine Routine aufzubauen. Die dir wiederum dabei hilft motiviert zu 
bleiben und die tägliche Diskussion erübrigt, ob du heute lernen sollst oder nicht.
Setze ein Ziel für jede LerneinheitWenn du bereits vor der Lernsession ein Ende in Sicht hast und weißt, wann die Lerneinheit 
rum ist wirst du eher zum Durchziehen animiert. Zudem kannst du somit, deine Lernforstschritte 
ganz einfach messen.
Schaffe dir einen LernortSchaffe dir einen Ort, an dem du nichts anderes tust außer lernen. Durch einen festen Lern-
platz bist oftmals fokussierter, lässt dich weniger ablenken und kannst maximale Produktivität 
erreichen.
Schreibe Alt- und MusterklausurenWichtig ist, dass du dich bereits im Lernprozess selbst überprüfst und nicht erst nach dem den 
ganzen Lernstoff gelernt hast. So kannst du Defizite noch rechtzeitig entdecken und diese vor 
der Klausur nacharbeiten.
Suche dir eine LerngruppeWer anderen die Materie in eigenen Worten erklärt, verarbeitet die Information besser und 
effektiver, wodurch er diese dann langfristiger abspeichert.
Wechsel die LernmethodenUnterschiedliche Aufgaben erfordern unterschiedliche Lernansätze. Die Lernmethoden zu 
wechseln fördert nicht nur präziseres und zielgerichtetes lernen, sondern fördert durch die 
Abwechslung zudem zu neuen Denkanstößen.
Erstelle dir einen Lernplan mit PufferTeile den Lernstoff in kleinere Wissenseinheiten ein, die du Schritt für Schritt abarbeitest. 
Empfehlenswert sind, das du dir zum Schluss unteranderem Puffertage einbaust, an denen du 
nicht mehr lernst, sondern gegebenenfalls nur noch mal wiederholst. 

Effektive Lernstrategien

Von dem Gedanken, dass es die eine perfekte Lernmethode gibt, müssen wir uns verabschieden. Die effektivste Lernstrategie für dich ist die, mehr du dein gewünschte Ziel erreichst. Die praktischen Tipps bilden eine gute Grundlage für die Anwendung verschiedener Lernmethoden. Um effektiver und abwechslungsreicher zu lernen, kannst du diese Tipps mit gezielten Lernstrategien verbinden:

Pomodoro-Methode: 

  • Mit der Pomodoro-Technik strukturierst du deine Zeit in kurze, intensive Arbeitsphasen von 25 Minuten. Jede dieser Einheiten endet mit einer 5-minütigen Pause, die deinem Kopf neue Energie gibt. Erst nach vier Durchgängen belohnst du dich mit einer längeren Pause. Durch diese klaren Intervalle wird das Wissen besser verankert und Lernziele lassen sich effizienter erreichen.

Selbstüberprüfung:

  • Prüfungen sind für viele Studierende ein notwendiges Übel - lieber weniger als mehr. Doch was oft übersehen wird, ist das Tests und Selbstabfragen zu den effektivsten Lernmethoden überhaupt gehören. Von Lernkarten, Probeklausuren oder bis hin zu Lösen von Übungsaufgaben. Selbsttests trainieren das Gedächtnis nachweislich, verbessern langfristig die Lernergebnisse und bereiten dich optimal für die Prüfung vor.
  • Analoge oder digitale Lernkarten: Diese Methode hilft dir, ähnlich wie Selbsttest, die Prüfungssituation direkt nachzuahmen. 

SQ3R- Methode:

  • Wer anspruchsvolle Texte nicht nur überfliegen, sondern wirklich verstehen und behalten will, sollte die SQ3R-Methode kennen. Um komplexe Texte systematisch zu erfassen, verwende die von Francis Robinson im Jahr 1970 entwickelten 5-Schritte-Ablauf:

    1. Survey: Erhalte einen Überblick über den Text, durch Überschriften und Zusammenfassungen.

    2. Question: Formuliere gezielt Fragen zu den Kernthemen, die dir der Text beantworten soll.

    3. Read: Lies den Text konzentriert durch und halte Ausschau nach den Antworten auf deine Fragen.

    4. Recite: Fasse die wichtigsten Informationen in eigenen Worten zusammen und notiere Zitate, die du später verwenden möchtest, korrekt mit Seitenzahlen.

    5. Review: Halte den Kern des Textes noch einmal in einer kurzen Zusammenfassung fest und überprüfe, ob deine Fragen beantwortet wurden.

Mnemotechniken:

  • Um Informationen leichter abrufen zu können, greifen viele Lernende auf sogenannte Mnemotechniken zurück. Mnemotechniken verwandeln komplexe Informationen in leicht merkbare Bilder und Assoziationen. Besonders dann, wenn Inhalte keine logische Verbindung zueinander haben, bietet die Loci-Methode eine effektive Struktur. Die Loci-Methode ist eine bewährte Technik, um Wissen bildhaft abzuspeichern. Dabei werden Fakten an einen vertrauten Ort mit vielen Ankerpunkten gebunden, etwa Räume im eigenen Zuhause oder eine tägliche Laufstrecke. So entsteht ein Ordnungssystem, das selbst unzusammenhängende Informationen greifbar macht.

40 Minuten Methode:

  • Josh Kaufman fand heraus, das bereits 20 Stunden fokussiertes Üben ausreichen, um in einem neuen Bereich solide Leistungen zu erbringen. Vorausgesetzt, die Zeit wird strategisch genutzt. Damit das gelingt, empfiehlt er fünf Schritte:

    1. Definiere klare Lernziele: Was genau willst du lernen und wie möchtest du dies anwenden?

    2. Identifiziere wichtige Teilbereiche: Zerlege dein Ziel in kleine Einheiten und konzentriere dich auf die zentralen Inhalte.

    3. Wähle das Material gezielt aus: Reduziere die Informationsflut und wähle nur die Ressourcen, die dich wirklich weiterbringen.

    4. Beseitige Ablenkungen: Schaffe eine lernfreundliche Umgebung, eliminiere Störungen und belohne dich für Fortschritte.

    5. Setze Precommitment: Plane feste 40-Minuten-Blöcke ein und halte dich konsequent daran, auch wenn es anfangs schwerfällt.

Peer-Teaching:

  • Lernen durch Lehren: Peer Teaching ist eine Lernmethode, bei der du Inhalte an andere erklärst, um dein eigenes Verständnis zu vertiefen. In Lerngruppen übernimmt jeder Teilnehmer die Rolle des Lehrenden und vermittelt gerade gelernte Themen. Wer anderen Wissen verständlich, in eigenen Worten erklären muss, erkennt eigene Wissenslücken und festigt gleichzeitig das Gelernte.
  • Self-Explanation: Ist eine Art Peer-Teaching, nur durch "Selbstgespräche". Bei der Self-Explanation erklärst du dir Lerninhalte aktiv selbst. Indem du Konzepte in deinen eigenen Worten wiederholst, hinterfragst und laut aussprichst. 

Welche Lernmethode passt zu dir?

Die Krux darin liegt, deine perfekte Lernstrategie zu finden, denn nicht jede Technik ist bei jedem gleich erfolgreich. Während manche am besten mit Lernkarten oder Mnemotechniken lernen können, profitieren andere von Lerngruppen oder Peer-Teaching. Die Kombination verschiedener Techniken bringt oft den größten Lernerfolg. Wichtig ist, nicht einfach blind drauf los pauken, sondern herauszufinden, was für dich funktioniert. Experimentiere, passe deine Strategie an, um dann effizienter, stressfreier und zielgerichteter zu lernen.

Newsletter

Abonnieren Sie den kostenlosen agrajo Newsletter und bleiben Sie auf dem Laufenden!

Über uns

praktische Tipps zur Karriere und aktuelle Themen aus der Arbeitswelt

info

wichtige Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten, Studiengängen und Berufsbildern

angebote

aktuelle Jobangebote namhafter Arbeitgeber der grünen Branche

Mit der Anmeldung für den Newsletter haben Sie den Hinweis auf die Datenschutzhinweise zur Kenntnis genommen.

Sie erhalten den agrajo-Newsletter bis zu Ihrem Widerruf. Sie können den Newsletter jederzeit über einen Link im Newsletter widerrufen. Bitte prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam- / Werbung- / Junk-Postfach auf den Eingang der Bestätigungsmail mit dem Aktivierungslink.

Um den Newsletter im Posteingang zu empfangen, empfehlen wir, unsere Newsletter-Versand-Adresse in Ihren Kontakten einzutragen: news@dlv.de

Fast geschafft!

Bitte bestätigen Sie im letzten Schritt Ihre Anmeldung:

Klicken Sie dazu bitte auf den Link in der E-Mail, die wir Ihnen soeben zugesendet haben.
Schauen Sie auch in Ihrem Spamordner nach.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Ihr agrajo-Team