Regional statt Global
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31.07.2025
Antonia Gabarda-Crespo

Heimat als Standortfaktor: Wie Unternehmen durch regionale Identität und lokale Benefits überzeugen

Regionalität: Mehr als nur ein Trend

In einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Arbeitswelt gewinnt ein scheinbar gegensätzlicher Begriff immer mehr an Bedeutung: Regionalität. Insbesondere für Unternehmen in der Grünen Branche, bedeutet Regionalität weit mehr als nur die geografische Verortung: Sie steht für Vertrauen, Identität, Nähe und Nachhaltigkeit. Vor allem aus der Konsumenten Sicht wird immer mehr Wert auf die Herkunft der Produkte gelegt und nach regionalen Alternativen, kurzen Transportwegen und nachhaltigen Produktionsbedingungen gesucht. Woraus auch das steigende Interesse von Verbrauchern an Hofläden oder Bauern- und Wochenmärkte resultiert. Ein Trend der in der Produktwelt längst angekommen ist und nun auch in der Arbeitswelt zunehmend an Relevanz gewinnt. Regionalität vermittelt eine gewisse Transparenz und mit dem wachsenden Bedürfnis an ethischem Konsum wird zum einen die lokale Wirtschaft gestärkt, wodurch wiederum die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region gefördert wird. Dieser Wandel bietet vor allem für kleine, mittelständige und hiesige Unternehmen eine große Chance. 

Als Unternehmen mit regionaler Attraktivität punkten: Chancen der Regionalisierung

Regionale Arbeitsmärkte schaffen Perspektiven, die weit über das Wirtschaftliche hinausgehen und sowohl für das Unternehmen als Arbeitnehmer handfeste Vorteile bieten. 

Chancen der Regionalisierung: 

  • Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten
  • Unternehmen profitieren vom Know-How der Mitarbeiter über ihre Region
  • Bessere Mitarbeiterbindung
  • Regionalität als Teil der Unternehmensidentität -> Aufbau eines klaren Markenbildes
  • Förderung umweltbewusster Konsumstrukturen
  • Ausbau eines vertrauenswürdigen lokalen Kundenstammes
  • Lokale Präsenz als Wettbewerbsvorteil
  • Kürzere Arbeitswege

Die Stärke des Regionalen hat positive Auswirkungen auf die Festigung regionaler Wertschöpfungsketten, denn wenn die Arbeitsplätze und das Geld in der Region bleiben wird das lokale Wachstum gefördert. Zum anderen profitieren insbesondere Unternehmen vom Wissen ihrer Mitarbeiter über die Region mit ihren Besonderheiten. Arbeitgeber ziehen dabei Vorteile aus der stärkeren emotionalen Bindung ihrer Mitarbeitenden an die Heimatregion und der Möglichkeit, qualifizierte Fachkräfte gezielt vor Ort zu fördern. Was wiederum das Vertrauen stärkt und die Grundlage für nachhaltiges Wachstum legt. Denn wer in seiner Heimat arbeitet, bleibt oft länger und identifiziert sich mehr mit dem Arbeitgeber. Ein weiterer großer Bonus sind die daraus resultierenden kürzeren Arbeitswege der Arbeitnehmer, sprich ohne lange Anfahrten oder aufwendige Pendelzeiten. Zusätzlich, wer regionale Besonderheiten betont, unterstreicht die eigene Verwurzelung und baut somit ein klares Markenbild auf,  was sich lukrativ auf den Ausbau eines vertrauenswürdigen lokalen Kundenstammes auswirken kann. In Anbetracht der ökologischen Vorteile, trägt die Stärkung regionaler Produkte und Dienstleistungen zu einen nachhaltig bewussteren Verhalten von Endverbrauchern bei.

Regionale Benefits gezielt einsetzen

Wenn es darum geht Mitarbeiter langfristig an ein Unternehmen zu binden, sind regionale Zusatzleistungen ein wichtiger Bestandteil. Für Unternehmen bedeutet das: Wer Talente halten will, muss über klassische Anreize hinausdenken und auf regionale Mehrwerte setzen. Essenziell hierfür ist es, die relevanten Angebote für die Belegschaft herauszufiltern, um dann passgenaue Leistungen zu entwickeln. 

Beispiele für regionale Benefits: 

  • Jobticket für den ÖPNV oder regionale Verkehrsverbünde
  • Fahrradleasing mit lokalen Händlern (z.B. über JobRad)
  • Freizeitzuschüsse für regionale Kultur-, Sport- und Wellnessangebote
  • Veranstaltung von Teamevents in der Umgebung (z.B. Hof-  und Sommerfeste,  Weihnachtsfeiern)
  • Vergünstigte Mitgliedschaften in regionalen Fitnessstudios oder Sportvereinen (z.B. Wellpass)
  • Rabatte bei lokalen Einzelhändlern, Restaurants

Regionales Marketing

Hierbei handelt es sich um die entscheidende Marketingstrategie zur Förderung der Identität in einer Region. Das zentrale Ziel besteht darin, die lokale Sichtbarkeit zu erhöhen, neue Kontakte in der Nähe zu knüpfen und bestehende Beziehungen zu stärken. Der Mitarbeiter sollte in soweit zufriedengestellt werden, dass er das Unternehmen weiterempfiehlt und somit als wertvoller Markenbotschafter fungiert. Vertrauen ist dabei ein Schlüsselfaktor, besonders wenn es darum geht, eine nachhaltige Bindung zwischen Mensch und Marke aufzubauen. Denn Unternehmen, die in der Region präsent sind, genießen dabei häufig einen Vertrauensvorsprung, da diese greifbar, nah und vertraut sind. Regionalmarketing bringt zum einen viele Chancen mit sich , doch es gibt auch einige Hürden, die überwunden werden müssen, um eine Region sichtbar und attraktiv zu machen. 

Knappes Budget: Viele Regionen, vor allem ländliche, haben nur begrenzte finanzielle Spielräume für Marketing. Deshalb ist es entscheidend, genau zu überlegen, wo und wie die Mittel eingesetzt werden, um möglichst viel Wirkung zu erzielen.

Integration digitaler und traditioneller Marketingkanäle: Die Kombination aus digitalen (z.B. Social Media) und traditionellen Marketingkanälen (z.B. Plakate, Flyer) kann komplex sein und erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung. 

Zielgruppenverständnis: Regionalmarketing muss die individuellen Bedürfnisse seiner Zielgruppe kennen und demnach flexibel und vielseitig sein, um mit den richtigen Inhalten die passenden Menschen zu erreichen.

Konkurrenz zwischen Regionen: Regionen stehen oft im Wettbewerb – sei es um Touristen, Fachkräfte, Investitionen oder neue Unternehmen. Um sich erfolgreich abzuheben, muss das Marketing die regionalen Besonderheiten klar kommunizieren und gezielt hervorheben.

Erfolgsfaktor: Regionalität

Regionalität ist weit mehr als ein kurzfristiger Trend – sie ist ein strategischer Erfolgsfaktor für Unternehmen, die in einer komplexen, globalisierten Welt echte Nähe schaffen wollen. Wer es als Arbeitsgeber schafft, regionale Stärken authentisch zu kommunizieren, zielgerichtete Benefits zu bieten und gleichzeitig Mitarbeiter wie auch Kunden emotional an das Unternehmen zu binden, schafft ein bedeutendes Fundament für nachhaltiges Wachstum. Gerade kleine und mittelständische Betriebe können sich durch ihre Verwurzelung in der Region deutlich von ungreifbaren Wettbewerbern abheben. Zukunftsfähiges Unternehmertum bedeutet daher auch, Regionalität als Teil der eigenen Identität zu verstehen und diesen Wert aktiv in die Arbeitgebermarke, in das Produktangebot und in die Kommunikation einzubetten. Wer nah an der Region bleibt, bleibt auch nah an den Menschen. Und genau darin liegt die größte Chance.