Ghost Jobs im Fokus: So schützt du dich vor falschen Stellenanzeigen
Ghost Jobs erklärt: Wenn dein Traumjob gar nicht existiert
Als "Ghost Job" wird eine ausgeschriebene Stelle bezeichnet, die in Wahrheit gar nicht existiert oder bereits besetzt wurde. Unternehmen veröffentlichen solche Stellenanzeige dennoch auf Jobportalen oder auf der eigenen Website, ohne der Absicht, wirklich neue Mitarbeitende einzustellen.
Was auf den ersten Blick wie ein reguläres Jobangebot wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung oft als Phantom. Denn es gibt keinen realen Einstellungsprozess, keine Nachbesetzung und die Bewerbungen verpuffen im Nirgendwo. Für viele Jobsuchende bleibt der Blick auf „offene Stellen“ daher eine trügerische Hoffnung.
Wie viele Stellenangebote sind Ghost Jobs?
Neueste Untersuchungen zeigen deutlich: Ghost Jobs sind kein Randphänomen mehr, sondern ein weit verbreitetes Problem, mit teils alarmierenden Zahlen. So legt eine Analyse der US-Daten des Bureau of Labor Statistics (BLS) nahe, dass nahezu ein Drittel aller ausgeschriebenen Stellen, also rund 30 %, niemals besetzt werden.
Eine Studie der Einstellungsplattform Greenhouse kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach gelten zwischen 18 % und 22 % aller online veröffentlichten Stellen als Ghost Jobs. Sprich Anzeigen, bei denen von vornherein nicht geplant war, eine Einstellung tatsächlich vorzunehmen. Je nach Branche und Inseratsart kann der Anteil sogar noch höher liegen. In Industriezweigen wie Bau-, Kunst- oder Rechtswesen berichten Analysten, dass bis zu 38 % der Inserate ins Leere führen.
Die Studien offenbaren damit zwei zentrale Muster:
- Viele Stellenausschreibungen führen nicht zu Einstellungen, obwohl sie den Markt als aktiv und reich an Optionen erscheinen lassen.
- Die „Ghost-Quote“ bleibt relativ stabil: Seit einigen Jahren schwankt sie in der Größenordnung von etwa 20 % bis knapp 30 %, je nach Datengrundlage und Branche.
Warum? Die Ursachen für Ghost Jobs
Warum schalten Firmen Anzeigen für Jobs, die gar nicht existieren? Die Gründe sind vielfältig und reichen von strategisch kalkuliert bis formell notwendig:
- Image & Außendarstellung: Manche Firmen setzen Ghost Jobs ein, um Wachstum, Stabilität oder Bedarf an Mitarbeitenden zu suggerieren , auch wenn aktuell keine echte Neueinstellung geplant ist. Damit wollen sie potentielle Bewerber, Geschäftspartner oder Investoren beeindrucken.
- Aufbau eines Talent- oder Kandidatenpools („Talent Pipeline“): Durch das Sammeln von Bewerbungen auf Phantomstellen können Unternehmen bereits im Vorfeld potenzielle Kandidaten rekrutieren. Sobald wirklich Bedarf entsteht, können sie schneller reagieren und auf einen vorselektierten Pool zurückgreifen.
- Flexibilität und Vorsorge bei Ungewissheit: Gerade in Branchen mit hoher Fluktuation, schwankender Nachfrage oder unsicherem Auftragslage kann ein Geisterstellenangebot als „Reserve“ dienen. Die Anzeige bleibt aktiv, um schnell reagieren zu können, falls sich der Bedarf ändert.
- Marktforschung und Bewerber-Check: Einige Unternehmen nutzen Ghost Jobs, um den Arbeitsmarkt „abzutasten“. Sie wollen testen, wie viele Bewerber sich melden, welche Qualifikationen verfügbar sind oder welches Interesse grundsätzlich besteht. So entsteht ein Lagebild für mögliche zukünftige Einstellungen.
- Formale, rechtliche oder organisatorische Gründe: In manchen Fällen besteht eine Pflicht zur Ausschreibung, z. B. bei öffentlichen Stellen oder bestimmten internen Richtlinien, selbst dann wenn intern bereits entschieden ist, dass die Stelle nicht wirklich besetzt wird.
Die Folgen von Ghost Jobs für den Arbeitsmarkt
Ghost Jobs wirken auf den ersten Blick harmlos, doch sie bringen eine Reihe von Herausforderungen mit sich, die sowohl Bewerber als auch Arbeitgeber betreffen.
Aus Sicht der Arbeitnehmer entstehen vor allem Unklarheit, Frustration und erheblicher Zeitverlust. Stellenanzeigen, die nie zu einer echten Rückmeldung oder einem Bewerbungsprozess führen, vermitteln Bewerbern das Gefühl, „ins Leere“ zu arbeiten. Gerade Menschen, die aktiv auf Jobsuche sind, investieren viel Energie in individuelle Anschreiben, Bewerbungsunterlagen oder Vorbereitungen für Gespräche. Nur um später festzustellen, dass es nie eine reale Vakanz gab. Dies kann langfristig zu Demotivation, Resignation und einem Vertrauensverlust in den gesamten Arbeitsmarkt führen.
Auch für Arbeitgeber ergeben sich deutliche Nachteile. Zwar mögen Ghost Jobs kurzfristig strategische Vorteile bringen, wie etwa beim Aufbau eines Talentpools oder der Imagepflege, doch langfristig schaden sie dem Arbeitgeberimage. Bewerbende, die keine Rückmeldung erhalten oder merken, dass es den Job gar nicht gibt, bewerten das Unternehmen häufig als unzuverlässig oder intransparent. Das kann dazu führen, dass qualifizierte Fachkräfte sich künftig nicht mehr bewerben, was den Recruiting-Prozess nachhaltig schwächt.
Zusätzlich verfälschen Ghost Jobs die Wahrnehmung des Arbeitsmarkts. Wenn zahlreiche Stellen fälschlicherweise als „offen“ gelten, entsteht der Eindruck, es gebe mehr Bedarf, als tatsächlich vorhanden ist. Unternehmen wie auch Arbeitsmarktexperten erhalten dadurch ein unrealistisches Bild der Marktlage, was strategische Entscheidungen erschweren und zu Fehlplanungen führen kann.
Ghost Jobs entlarven: Woran erkennst du eine Fake-Stellenanzeigen?
Um zu prüfen ob eine Stellenanzeige echt ist oder ein Ghost Job, gibt es Hinweise, auf die du achten kannst:
| Die Anzeige ist ungewöhnlich lange online | Ist eine Stellenausschreibung mehrere Monate online oder wird immer wieder neu veröffentlicht, kann das ein Zeichen sein. |
| Die Stellenbeschreibung bleibt sehr vage | Wenige konkrete Angaben zu den Aufgaben, Anforderungen, der Befristung oder dem Standort können darauf hin deuten, dass die Anzeige eher allgemeiner Natur ist. |
| Kein klarer Zeitplan, keine Reaktion, keine Rückmeldung | Wenn nach der Bewerbung keine Kommunikation erfolgt, kann das ein Warnsignal sein. |
| Die Anzeige existiert nur auf Jobportalen, nicht auf der Unternehmensseite | Seriöse Arbeitgeber pflegen in der Regel ihre Webseiten. Fehlt dort jede Spur eines Jobangebots, ist Vorsicht geboten. |
| Unrealistisch breite Anforderungen oder überzogene Versprechen ohne Details | Klingt der Job zu schön um wahr zu sein? |