14.04.2014 ● Redaktion agrajo
Gehalt im Agribusiness
Nicht nur die landwirtschaftliche Praxis erlebte in den letzten 50 Jahren einen einschneidenden Strukturwandel. Auch der vor- und nachgelagerte Bereich der agrarischen Primärproduktion musste mit den Entwicklungen Schritt halten. Abgeschlossen ist diese Entwicklung keineswegs. Das Agribusiness boomt. Die agrarischen Unternehmen stellen sich globalen Märkten und rasanten Innovationszyklen. Das Agribusiness ist ein Leistungsträger. Oftmals sind die Agrarunternehmen bodenständig verortet in den regionalen Strukturen der heimischen Landwirtschaft, aber gleichzeitig nutzt die Branche alle Chancen des globalen Zeitalters. Das Agribusiness ist ein bewährter Handelspartner der landwirtschaftlichen Praxis, aber ist das deutsche Agribusiness auch ein guter Arbeitgeber?
Die Studie So zahlt das Agribusiness in Deutschland der Dr. Schwerdtfeger Personalberatung hat die Verdienstmöglichkeiten in der Branche untersucht. Generell zeigt die Studie Fixgehälter. Das heißt, dass weitere Zusatzleistungen wie Dienstwagen, eine Zuzahlung zur Altersvorsorge oder ein Bonussystem noch dazukommen können. Je nach Arbeitgeber können diese Zusatzleistungen einen erheblichen Zugewinn bedeuten. Vor allem im Vertrieb wird oft mit zusätzlichen Provisionen gearbeitet, die das monatliche Gehalt bedeutend steigern können.
Gute Bezahlung in der Beratung
Die Spannbreiten der Gehälter in der Agrarbranche sind erheblich. Die untersuchten Gehälter auf der Mitarbeiterebene fangen bei unter 30.000 Euro an und gehen hoch bis zu über 80.000 Euro. Im Durchschnitt kann auf der Mitarbeiterebene mit 44.000 Euro Bruttojahresgehalt gerechnet werden. Angefangen bei Vertriebsmitarbeitern im Innendienst und Mitarbeitern im Qualitätsmanagement geht es weiter zu den gut verdienenden Vertriebsmitarbeitern im Außendienst: Mit durchschnittlich 45.000 Euro Fixgehalt erreichen die Berater oder Vertriebsmitarbeiter gehobene Gehaltssphären und erhalten üblicherweise noch Provisionen und Boni, die zumeist 20 Prozent des Fixgehalts ausmachen. Der persönliche Kundenkontakt ist für die Agrarunternehmen oftmals eine wichtige Schnittstelle in der Wertschöpfungskette. Dementsprechend fällt auch die monetäre Wertschätzung dieser Positionen aus. Eine besondere Stellung im Unternehmen nimmt das Key Account Management ein. Es betreut Großkunden und trägt damit eine wesentliche Verantwortung für den Vertriebserfolg. Hier werden üblicherweise bewährte Mitarbeiter mit einiger Berufserfahrung eingesetzt. Mit durchschnittlich 66.000 Euro Bruttogehalt kann eine Anstellung im Key Account Management mit einer Leitungsposition finanziell konkurrieren.
Produktmanagement braucht Berufserfahrung
Das Produktmanagement ist eine verbundene Position im Unternehmen. Mitarbeiter dieses Arbeitsbereichs müssen stets die Bedürfnisse der Zielgruppe im Blick behalten und arbeiten dafür eng mit den anderen Abteilungen zusammen. Hier werden Kundenrückmeldungen bearbeitet, Aufträge an Forschung und Entwicklung gestellt, Märkte analysiert oder Messeauftritte organisiert. Dabei erfährt dieser Tätigkeitsbereich in jedem Unternehmen eine eigene Definition. Die Bewältigung der komplexen Aufgabenbreite zahlt sich aus: Mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung erhalten die Mitarbeiter dieses Bereichs im Durchschnitt 26 Prozent mehr Gehalt.
Hohes Gehalt in Leitungspositionen
Leitungspositionen im Agribusiness erzielen Bruttolohnsphären, die mehr als attraktiv sind. Geschäftsführer in der Agrarbranche erhalten im Durchschnitt 110.000 Euro Bruttojahresgehalt zuzüglich Boni, Tantiemen oder Ähnlichem, die bis zu 100 Prozent extra ausmachen können. Erfasst wurden Geschäftsführergehälter von 60.000 Euro bis 250.000 Euro. Die Gehaltsentwicklung der Geschäftsführung korreliert deutlich mit der Umsatzhöhe des Unternehmens, wobei die Mitarbeiterzahl des Unternehmens nicht unmittelbar ausschlaggebend ist.
Gut bezahlte Leitungspositionen in einem Agribusinessunternehmen sind die Personalleitung, die Vertriebsleitung und die Leitung der Forschung- und Entwicklung. Hier bezahlt die Agrarwirtschaft durchschnittliche Bruttojahresgehälter von 80.000 Euro. Innerhalb der Agrarbranche wird deutlich, dass der Bereich Agrifood und die Agrartechnik gut bezahlende Arbeitgeber darstellen. Etwas moderater fallen dagegen die Gehälter in der Tierzucht aus.
Gehalt des Agribusiness im Wettbewerb
Der demografische Wandel steht auch der Agrarbranche ins Haus. 53 Prozent der Beschäftigten sind über 50 Jahre alt. Um den Fach- und Führungskräftebedarf zu decken, muss das deutsche Agribusiness konkurrenzfähig sein. Die Verdienstchancen sind wichtig im Wettbewerb um den fachlichen Nachwuchs. Die entsprechende Bandbreite der Verdienstmöglichkeiten schlüsselt die Studie auf. Allerdings liefert sie neben der monetären Situation auch die wichtige Erkenntnis, dass der alleinige Bruttoverdienst kein hinreichender Indikator für die Wertschöpfung und das Wohlbefinden im Arbeitsverhältnis ist.
Mehr Netto vom Brutto-Gehalt
Neben dem Bruttogehalt spielen Lohnzusatzleistungen eine entscheidende Rolle. Auf diese Vergütungsarten müssen oftmals keine oder entsprechend weniger Steuern oder Sozialabgaben gezahlt werden. Zahlt das Unternehmen Beiträge in die betriebliche Altersvorsorge ein, entfallen keine Einkommenssteuer und andere Sozialabgaben auf diesen Betrag. Ähnliche Mehr Netto vom Brutto-Effekte lassen sich beispielsweise mit Tank- und Warengutscheinen, Kindergartenzuschüssen, betrieblichen Kommunikationsgeräten, Dienstautos oder anderen Vermögensbeteiligungen erzielen. Lohnoptimierung ist das entsprechende Stichwort. Arbeitgebern und Arbeitnehmern wird durch eine entsprechend durchdachte Vergütung viel Spielraum zur Gehaltsoptimierung eröffnet. Auch Urlaubsregelungen und Familienfreundlichkeit spielen eine immer bedeutendere Rolle auf dem Arbeitsmarkt. Gerade junges Personal legt immer mehr Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Von einheitlichen Urlaubsregelungen kann innerhalb der Agrarbranche nicht ausgegangen werden. Nach den Erfahrungen der Dr. Schwerdtfeger Personalberatung ist eine ungefähre Messlatte aktuell in 30 Tagen Urlaub zu sehen.
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